Die mirakulösen Handelsfahrten des intergalaktischen Kleinkrämers Otto Schmitz-Barmen

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4of25
Ray Bangs
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Die mirakulösen Handelsfahrten des intergalaktischen Kleinkrämers Otto Schmitz-Barmen

Beitrag von 4of25 » 27. Feb 2018, 21:11

Kapitel 1


Darauf hat das Univerum ganz sicher nur gewartet


Jeder von uns kennt einen...


Jeder von uns hat garantiert einen in der Nachbarschaft...


Sie sind überall anzutreffen...


Es gibt sie in allen Spezies, Rassen und Religionen...


Den Kleinbürgerspießer mit all seinen soziopathischen Eigenschaften.


Man soll sich allerdings nicht dem Irrglauben hingeben, das jemand so geboren wird. Und auch ein Überlegenheitsgefühl des ach so aufgklärten und moralisch immer gerechten Besserwissers ist hier völlig fehl am Platze. Denn Spießer werden gemacht und geformt, durch die Mächtigen, die oft rücksichtlos ihre Interessen zu Lasten der Schwachen durchsetzen und auch eben durch die Besserwisser mit ihren ständigen Belehrungen und ewig erhobenen moralischen Zeigefinger ud meist realitätsfremden Forderungen. Zwang wird nun einmal ausgewichen und so entwickelt sich schnell der Spießer, der damit innerlich und äußerlich zu dem Gegenteil von dem mutiert, was eben Moralisten und Mächtige aus ihm machen wollten.


Und genau so ein mißmutiger und mürrischer Zeitgenosse ist unser neuer Freund, der intergalaktische Kleinkrämer Otto Schmitz-Barmen.


Otto stammt aus einem ursprünglich terranischen Koloniesektor und ist dadurch von Anfang an mit dem heftigen Mißtrauen und der ausgeprägten Xenophobie der Terraner gesegnet. Damit das ganze auch noch schlimmer wird, enspringt Otto noch einem alten preussischen Landjunkergeschlecht und so ziert eine schicke, alte Pickelhaube das Emblem seiner Logistikfirma Majestic Transports.


Logistikfirma...


In früheren Zeiten hätte man ihn einen OO, also Owner Operator genannt, schlicht ein Trucker der seine Zugmaschine in Raten abstottert und versucht dafür genug Aufträge reinzukriegen. In der Schiffahrt nannte man früher solche Schiffe die vom Rost zusammengehalten wurden „Seelenverkäufer“.


Und viel mehr ist sein uralter Mehrzeweckfrachter auch nicht. Es ist kaum zu erkennen welcher Baureihe er entstammt, man kann davon ausgehen, das das Ding von irgendwelchen Piraten und Schmugglern auf einer ihrer „Werften“ aus Teilen von gekaperten Frachtmaschinen zusammengebastelt wurde. Eines schönen Tages wurde dann der Schmuggler der das Ding flog, erwischt und das Schiff von den Sektorbehörden beschlagnahmt.


Auf einer der regelmäßigen, öffentlichen Versteigerungen konnte unser Freund Otto dann den Trümmerhaufen erwerben. Eigentlich hatte er sich einen schicken Frachter aus den üblichen Serien gewünscht, aber wie das nun mal so bist... wenn der Preis nicht wäre...


Aber unser Freund musste sich schnell aus dem Sektor absetzen, denn seine Exfrau, die er gewöhnlich mit liebevollen Bezeichnungen wie „faule, alte Spinatwachtel“ oder „schrumpliges, gieriges Schrapnellgeschoss“ zu titulieren pflegte, verfolgte ihn mit recht deftigen Unterhaltsforderungen, da sie wohl auch mitbekommen hatte, das ihr ehemaliger Göttergatte ein ansehnliches Sümmchen beiseite geschafft hatte.


Und nun wollte sie ihn darum möglichst komplett erleichtern.


Aber Otto war schneller und gab direkt nach der Übergabe des Schiffes Fersengeld. Hierbei war sicher die Vergangenheit als Schmugglerschiff von Vorteil, da der alte Gammelkasten einen sehr variablen ID Sender besitzt, der es so der „alten Fettqualle“ unmöglich machte, die Spur des Schiffes zu verfolgen. Sie können sich sicher vorstellen welche Flüche die geldgierige, ehemalige Frau Schmitz-Barmen so von sich gab, als sie feststellen durfte, das es nichts zu erben gab...


Jetzt muß sie wohl zum ersten Mal in ihrem Leben selbst für ihren ausschweifenden Lebenstil sorgen. Was uns natürlich allen extrem leid tut, falls wir mal Zeit haben sollten die Dame zu bedauern, aber irgendwie haben wir ja nie Zeit...


Nun gondelt Otto also mit seinem rostbraunen Gammelhaufen durch das Universum und versucht als unabhängiger Frachtpilot sich über Wasser zu halten.


Ach ja, einen Namen hat das Ding ja auch noch...


Allmacht


Ja, hier schlägt das preussische Erbe wohl mal wieder durch, ohne den Anspruch das gesamte All zu beherrschen, ging es eben einfach nicht.


Ursprünglich hatter noch das alte Kürzel „SMS“ davor gesetzt, aber das neben vielen Witzen über Kurznachrichten ein viel lethaleres Problem hervorgerufen.


Es gab da einen zwischenfall mit den Split...


Denn die bringen mit der Bezeichnung „Seiner Majestät Schiff“ nicht längst vergangene wilhelminische Flotten in Verbindung, sondern, sie ahnen es, die verhassten Boronen und ihren Königshof.


Und so fliegen unserem Kleinkrämer alsbald die Geschosse um die Ohren.


Was soll die verdammte Scheiße? Warum ballerst du hier sinnfrei auf friedliche Händler?“


Du halten Klappe und sterben jetzt ganz schnell, doofer Fischiborone!“


Was? Fischiborone? Mann, wer hat denn bei dir eine Lobotomie durchgeführt? Ich bin garantiert keiner von diesen rückratlosen Schwabellviechern!“


Zum Glück für unseren Piloten ist er nur auf einen leichten Aufklärer der Split getroffen, der dem Frachter kaum Schaden kann. Und so setzt sich diese von Höflichkeit zutiefst geprägte Unterhaltung auf höchstem Niveau weiter fort...




Wie du sein nix Laberfisch?“


Nein. Ich bin ein Mensch. Und ich habe eine Lunge und keine Kiemen, wie die Tentakelträger. Und jetzt hör auf zu schießen. Der alte Koffer hat schon genug Beulen und Rostlöcher.“


Mensch? Was sein das?“


Ach ja, ihr kennt uns ja unter Terraner oder Argone. Aber das sind nur so machtgeile Regierungen, die uns hier die ganze Scheiße eingebrockt haben. Toll nicht wahr? Wir Menschen legen uns genauso fröhlich gegenseitig um, wie ihr Split euch an die Gurgel geht.“


Ah Argonenkrieg gegen Terraner sein wie Clankriege.“


Genau, nur das wir alle anderen gerne mit in den Dreck ziehen und so jetzt alle mit dem Torchaos klar kommen müssen. Aber ja, da haben wir doch etwas was uns verbindet. Und ich kann übrigens die Fischfrikadellen auch nicht ausstehen. Aber gibt es da überhaupt noch welche von?“


Schon ewig keinen mehr gesehen. Haben sich als Krieg losging bestimmt feige unter Wasser versteckt.“


Möglich. Ich hoffe die sitzen auf dem Trockenen.“


Ja, die alle schrumpeln dahin, werden ganz falitig. Aber du besser streichen das mit „Seiner Majestät“ in Schiffsnamen. Ich müssen weiter.“


Ja, das werde ich tun.“


Otto schaltet das Mikro ab


Blödes Arschloch... Ein Gutes hat es aber, es erinnert mich daran, die Türme wieder in Betrieb zu nehmen.“


Der alte Gammeltrog hat natürlich einige Verteidigungstürme, die normalerweise das Scoutschiff mühelos hätten pulverisieren sollen..


Tja wenn,...


Wenn unser Otto nicht so pleite und so endlos von seinen, nicht vorhandenen, Schrauberfähigkeiten überzeugt wäre. Wartungsarbeiten durch geschultes Personal?


Fehlanzeige!


Aber wie unser Otto immer sagt, es gibt nichts was er nicht kann, denn es gibt ja Dienstanweisungen. Oder technische Handbücher...


Aber für so einen Schmugglerkahn? Sie ahnen es.. gibt es nicht. Also greift sich Otto, der Grobmotoriker, sein Lieblingswerkzeug: Einen dicken Hammer und einen fetten, rostigen Schraubenschlüssel und marschiert Richtung Turmsteuerungseinheit. Unterwegs trifft er noch einen seiner Passagiere, der irgendwie auch schon mal weniger bekotzt ausgesehen hat. So ein Schmuggelfrachter war ja auch zum Transport von Sklaven ausgelegt und Otto hat daraus flux ein Passagierabteil gemacht – indem er einfach ein Schild mit eben diesser Aufschrift an der Tür angebracht hat.


Was ist denn mit ihnen los?“


Sie … Sie Mörder, wollen sie uns alle ins Grab bringen? Ich haben für einen Raumflug bezahlt, nicht für einen Krisenurlaub!“


Otto schraubt den Deckel der Einheit ab und erblickt ein chaotisches Gewirr aus Leitungen, Kabeln und Glasfsern.


Nur ein kleines Missverständnis. Und bei dem unschlagbaren Preis, sollten sie ihre Ansprüche nicht so hochschrauben. Moment...“


He, ich rede mit ihnen, Cousin meiner Frau ist ein bekannter Anwalt, ich warne sie. Ich werde sie verklagen.“


Halten sie endlich die Klappe, dusseliger Idiot, das Zeug hier steht mächtig unter Strom und wenn...“


Weiter kommt unser Otto nicht, denn der Schraubenschlüssel verursacht gerade einen heftigen Kurzschluss. Mit einem lauten Knall fliegt die Hauptsicherung der Waffensysteme raus.


Aber das ist nicht das Einzige was fliegt...


Auch der Wundermechaniker fliegt den Wartungsschacht entlang, denn er hat einen heftigen Schlag abbekommen. Unterwegs nimmt er noch den lästigen Passagier mit, der Schacht ist eng und so segeln beide gemeinsam als Paket weiter.


Otto wird wach...


Er freut sich überlebt zu haben.


Er hat offensichtlich die Klotür durchschlagen und hockt nun vor der Schüssel. Aber wo kommt das Blut her? Er quält sich auf die Beine, kann aber keine Wunden entdecken...


Aber da ist ja was...


Der Kopf des Passagiers ist mit seiner Rückseite gegen die Stange, die die Reserveklorollen bereit hält, gekracht. Dabei gab der Schädel nach und die Stange durchbohrte schwungvoll das Hirn und das war es dann...


Ist halt eine Riesensauerei...


Überall das Blut...


Die Hirnfetzen...


Die Schädelfragmente...


all das gibt eine unerfreuliche aussehende, klebrige und auch müffelnde Mischung.


Will man auf dem stillen Örtchen nicht wirklich haben...


Sauerei, verdammte! Was nun? Ach ja, Passagier durch die Luftschleuse, Passagier aus der Logbuchdatei löschen und die Reinigungsautomatik fürs Klo einleiten.“


Erledigt.


Was für ein Penner. Ich hasse Passagiere, immer dieses Gelabere. Können die nicht einfach die Fresse halten und sich wie ein Frachtstück still in einen Container legen? Aber Hauptsache er hat im voraus bezahlt!“


Eingehende Nachricht“


Fortsetzung folgt.
Zuletzt geändert von 4of25 am 7. Okt 2018, 23:09, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Die mirakulösen Handelsfahrten des intergalaktischen Kleinkrämers Otto Schmitz-Barmen

Beitrag von 4of25 » 22. Apr 2018, 20:04

Kapitel 2


Der Weltraum.


Unendliche Weiten.


Das mächtige Raumschiff...


ähm... ja...


`tschuldigung...


Der stinkende, alte Gammeltrog „Allmacht“ humpelt durch den leeren Raum, fernab aller bekannten Routen und Highways. Gelengentlich sieht man hellblau leuchtende Entladungen über die rostige, verbeulte Aussenhaut zucken. Das Dinge ist wirklich im „besten“ technischen Zustand – ein mittleres Wunder, das der Trümmerhaufen noch nicht explodiert ist oder ganz einfach mit totalem Energieausfall durchs All treibt.


Das wundert sie?


Ach, sie glauben unser Freund Otto Schmitz-Barmen wäre nur ein ganz braver kleiner Krämer, der mit seinem altersschwachen, fliegenden Dorfladen von kleiner Kolonie zu kleiner Kolonie klappert, um hier und da eine Tüte paranidischer Gebetsoblaten oder eine Dose geräucherten Scruffinkäfer verkauft? Nun ja, im Moment vermittelt er schon den Eindruck, aber unser Otto konnte Mal ganz anders.


Dazu später mehr.


Im Moment hat er ein paar hundert Kisten nicht ganz legalen Käpt`n Splittis Schädelspalter Bräu im Frachtraum, das Zeug wird von den Split in kräftigen Zügen hinter die Binde gekippt. Aber dieses wilde Gebräu aus Rastaröl, verfaulten Scruffins und einigen merkwürdigen Indrigenzien ist für Menschen ungenießbar und ein prima Brechmittel, Teladi polieren gerne infizierte Schuppen damit, aber für Boronen und Paraniden ist es absolut tödlich. Heutzutage ist da schwer dranzukommen, denn die Fabrik ist samt dem dazugehörenden Sektor verschwunden.


Aber es gibt hier und da in alten Handelstationswracks noch erhebliche Bestände – sofern man weiß wo. Oder man hat einen alten Schmuggelfrachter, mit einer entsprechenden Datenbank ersteigert...


Und wenn man dann noch jüngst einen Split kennengelernt hat, welcher einen zu einem Treffen in einer jener seltenen heutigen Splitstützpunkte übermittelt hat, ja dann ist das Zeug unbezahlbar, Otto weiss was Split wollen. Schädelspalter Bräu und Boromacs...


und nun wird es sehr illegal...


Denn in den ehemals argonischen Sektoren ist diese Delikatesse aus unbekannten Gründen immer noch illegal. Wo doch jeder weiß, das die noch vorhanden Patties aus 1a Fleischboronenhack gemacht wurden. Extra gezüchteten, hirnlosen Zuchtboronen, also nicht aus normalen Boronen – der berüchtigte FUP Konzern kannte damals irgendwie keinerlei Schranken., war aber bekannt für seine pragmatischen Lösungen. Angeblich soll es tief im All noch geheime Basen dieser Firma geben, in denen grauenvolle Experimente durchgeführt und sagenumwobene Geheimwaffen erforscht werden.


Immer wieder tauchten Gerüchte auf, das der FUP Konzern heimlich bestimmte Gruppen mit neuen Waffen versorgt, aber die wirklichen Ziele blieben immer verschleiert.


Aber Boromacs immer noch als illegal einstufen – nun ja so ist er nunmal, der Amtsschimmel...


Noch seltsamer macht diesen Fakt, die Tatsache, das seit ewig und drei Tagen keiner mehr einen dieser endlos labernden Boronen gesehen hat. Wozu also Rücksicht auf die labbrigen Typen nehmen?


Aber für Otto kein Problem, er kennt die Sprunglöcher, die die Schmuggler schon immer nutzten. Sicher stellen hier Raider, korrupte Raumbullen und andere Halsabschneider oft ein Problem dar. Es wimmelt hier nur so von Wrackteilen, die Spuren längst vergangener Kämpfe und einfach sorgloser Abfallentsorgung. Aber diese Sprungverbindung zu einem Splitstützpunkt ist frei von solchen lästigen Leuten, denn die meiden nun einmal die schießwütigen Split, die ihrerseits dieses Wurmloch argwöhnisch bewachen.


Wie gut das Otto durch seinen neugewonnen Splitkumpel eine spezielle Kennung bekommen hat, die ihm freies Geleit garantiert. Die Jungs werden garantiert jeden umlegen, der auch nur ungefragt in die Nähe dieser kostbaren Fracht kommt. In diesen chaotischen Zeiten in der die eh instabile Clanstruktur der Split noch zusätzlich durch das Chaos um Sektoren, Tore und verschwundene Spezies massiv belastet. Da kommt so eine Party mit legendären Delikatessen nur recht.


Also voller Schub, Kurs Perror Schrottfeld!


Voller Schub...


Lächerlich...


Die Zeit tropft zäh wie Honig dahin, denn an diesem Schiff sind auch die Triebwerke in erbarmungswürdigen Zustand und bringen so tapfer noch 15 Prozent der möglichen Leistung – man kann sich vorstellen welch “irrwitzige“ Beschleunigung dieses Schiff hat und das unser Otto große, massereiche astronomische Objekte und ihre Schwerefeld auf jeden Fall meiden sollte.


Planeten, Sonnen, Neutronensterne oder gar Schwarze Löcher – bööööse....


Wenn das Schiff sich nicht bewegen könnte, würde es glatt als ein weiteres Stück Schrott in dieser gewaltigen Wolke aus Schrott durchgehen. Eigentlich die perfekte Tarnung, aber Spass machen andere Dinge und wer fliegt schon gerne so eine Trümmerlotte.


Ein Bruzzeln...


Die Bildschirme beginnen zu flackern...


Oh nein, oh nein, oh nein – tu mir das nicht an.“


Die Beleuchtung flackert nun ebenfalls...


Du alte Dreckskiste, reiß dich zusammen!“


Dunkelheit...


So ein verfluchter Mist. Ausgerechnet hier. Na typisch...“


Die rote Notbeleuchtung springt an und taucht das Schiffinnere in eine gespenstische Stimmung. Alle Bildschirme im Cockpit sind mausetot. Da geht nichts mehr. Otto greift sich eine Taschenlampe, die wundersamerweise sogar funktioniert. Unser Kleinkrämer bewegt sich durch die finsteren Gänge sines Schiffes zur Hauptschaltung.


Er öffnet die Abdeckung und überwältigender Geruch verbrannter Isolierung schlägt ihm entgegen. Verbrannte Platinen und Leitungen soweit das Auge reicht – Kernschrott nennt man sowas … Das sieht richtig böse aus...


Da was zu basteln ist vollkommen illusorisch, das muss komplett neu gemacht werden. Zum Glück haben die Frachträume eine autarke Versorgung, die Boromacs sind also nicht gefährdet. Da hat sich wohl einer was bei gedacht...


Schön für die tiefgefrorenen Fischfrikadellen und das hirnabtötende Gebräu... aber leider sieht es für den Rest des Schiffes echt mau aus. Woher die Teile nehmen? Und selbst wenn Hilfe käme, das sind oft recht alte Teile und aus vielen Serien verschiedener Hersteller zusammengewürfelt...


Da müsste man Sektoren für abklappern, Schrottheini für Schrottheini. Denn so einen riesigen Schrottplatz umd das alles zu haben, den hat ja keiner.


Schrottplatz...


Moment...


Riesiger Schrottplatz...


...Trümmerfeld...


Perror Schrottfeld...


Jetzt hänge ich hier zwischen dem ganzen Müll aus unzähligen Schiffen und Raumstationen vergangener Zeiten. Man hatte damals verschiedene solcher Schrottfelder angelegt und große Recyclinganlagen wurden geplant. Aber dann kam der Krieg und bisher scheint keiner mehr Interesse an dem Müll zu haben.


Dabei ist der nächste Highway gar nicht so fern. Aber natürlich ist auch die verfluchte Kommunikationsanlage in stinkenden Rauch aufgegangen. Die im kleinen Shuttle ist viel zu schwach, um durch den störenden Schrott zu kommen und der Antrieb von dem Ding... nunja, die Wartung wurde etwas vernachlässigt...


Was nun tun? Nur auf den Tod warten? Keine wirkliche, erstrebenswerte Alternative.


Ja das ist es!


Treibt die Allmacht nicht etwa in einem der größten Schrottplätze des Universums? Im Perror Schrottfeld wimmelt es doch nur von potentiellen Ersatzteilen für das Schiff.


Also rein in den Raumanzug und das Shuttle gestartet. Klar ist das Teil nur noch für kurze Flüge tauglich, aber das reicht hier ja total aus. Die Schleuse mit der Hydraulikhandpumpe bedient, anstrengend aber erfolgreich.


Nun sitzt unser Otto also im Shuttle und kurvt von Trümmer zu Trümmer, immer auf der Suche nach Platinen, Leitungen und den ganze Zeug, der abgefackelt ist. Hier und da wird er fündig und per Aussenbordmanöver besorgt er sich die die Teile, die er braucht. Und noch allen Kram, der sich vielleicht als Ersatzteil eignet oder sich an irgendeinen Trottel verkaufen lässt.


Mit der Zeit ist das Shuttle voll und Otto beginnt die Allmacht wieder unter Saft zu kriegen. Natürlich baut er hier und da Mist, aber Teile hat er ja mehr als genug, siehe da nach 20 Stunden arbeiten, Fluchen, sich die Pfoten verbrennen fahren die Systeme wieder hoch. Heureka. Und immer noch ohne Ende Gerümpel, das er über einen zwielichtigen Teladi verscherbeln kann. Natürlich als fabrikneue Ersatzteile – was sonst!


Sogar die Waffensysteme hat er wieder zusammengebastelt gekriegt, doch dieser blöde Unterbrecher- und Steuerchip für die Feuerkontrolle ist nicht zu finden. Er muss nochmal raus.


Etwas übermüdet düst er los...


Fast wollte Otto schon aufgeben da sieht er in dem ganzen Schrott ein langes, zylindrisches Objekt schweben. Fettes Teil, könnte ein GKS Geschützrohr sein, da ist sicher so ein Chip dran verbaut.


Nix wie hin!


Otto schaut sich das Teil um vieles größer als sein Shuttle an.


Da steht was drauf...


A – 1189 CHM


Keine Ahnung, kommt ihm irgendwie vertraut vor, die Art der Bezeichnung, fällt ihm jetzt nicht ein.


Da steht noch was drauf, der Hersteller: FUP Defense Systems.


Wow, da dürfte ein Chip der Extraklasse drin sein, sowas wird ja heutzutage noch nicht wieder gebaut. Fein, fein, Otto reibt sich die Hände und manövriert das Schuttle zu der Steuereinheit.


Otto schwebt heran und baut den Chip aus. Eine echte Preziose, das dürfte die Zielgenauigkeit um 200 Prozent verbessern. Hehe, da werden sich dann aber einige ein letztes Mal wundern.


Er schwebt gerade in das Schuttel hineine und will das Schott zum Druckausgeleich schließen, da sieht er am Entferneten Ende der Röhre einen Deckel wegfliegen und dann traut er seinen eigenen Augen nicht: Ein großer Flugkörper verlässt seine Schutzhülle und startet seinen Antrieb – Kurs aus dem Feld raus.


Puhhhh


Dann zielt das Ding nicht auf mein Schiff, er fühlt sich erleichtert.


Aber wo fliegt das Teil hin?


Richtung Highway!


Oo...


Jetzt fällt es unserem Otto wie Schuppen aus den Haaren... Er hatte ja mal mit FUP Waffen zu tun.


A für Aggregat – also ein Flugkörper
1189 - ist die Serienbezeichnung
CHM Cluster Highway Mine die Art des Gefechtskopfs


Da sind über 100 schwere Suchminen drin! Und die werden mittem im Highway losgelassen. Bloss weg hier. Das wird böse enden.


Otto dockt an der Allmacht an und startet den Antrieb und fliegt nach kurzer Zeit durch das Sprungloch. Unbehelligt dank der Splitcodes. Er schaltet TGN ein.


TGN Sondermeldung. 1367 Tote durch Minenfeld im Highway. 30 Schiffe wurden vollkommen zerstört, darunter auch das Passagierschiff MS Kotzo Dummkordia, wo sich nur der Kapitän retten konnte.


Offiziellen Verlautbarungen nach, scheint ein im Perror Schrottfeld treibendes Vorkriegswaffensystem einen Kurzschluss gehabt und dannn einen Flugkörper freigesetzt zu haben, der schwere Singualritätsminen im Highway freigestzt hat.


Damit sind die Schrottfelder wieder einmal in den Fokus des öffentlichen Interesses gekommen. Wann wird dort endlich aufgeräumt und was lauert wohl noch darin? Was muss noch alles passieren bis die Konzerne reagieren?


Mina Vorsen für TGN News.“


Fortsetzung folgt
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Re: Die mirakulösen Handelsfahrten des intergalaktischen Kleinkrämers Otto Schmitz-Barmen

Beitrag von 4of25 » 12. Aug 2018, 15:31

Kapitel 3 Wo geht’s bitte lang?


Otto ist froh aus dem Perror Schrottfeld raus gekommen zu sein. Das Chaos auf dem Highway, das er mittelbar verursacht hat, geht ihm am Allerwertesten locker vorbei.


Was solls – so ist das Leben!


Hauptsache ist, das niemand ihn verdächtigt. Jetzt erst mal ans Geschäft denken, der Deal mit den hiesigen Split dürfte extrem lukrativ sein und da er noch mehr Quellen für die so begehrten Waren hat, winkt hier eine einträgliche Geschäftsverbindung.


Die Split mochte er schon immer. Die Typen labern nicht so viel rum und sind eigentlich ganz lustige Typen mit denen man heftig saufen und raufen kann – wenn sie einen denn erst Mal akzeptiert haben.


Flugzeit: noch 4 Stunden


Oh, da hat er ja noch was Zeit.


Anzeigen blinken rhytmisch, das leise Wummern des Antriebs und der bequeme Pilotensitz tun ihr bestes...


Ottos Augenlieder werden schwerer und schwerer und fallen schließlich zu.


Der Kopf fällt leicht in den Nacken und ein mächtiges Schnarchen erfüllt nun das Cockpit.


Otto träumt...


Plötzlich sitzt er wieder in seinem ATF Scoutschiff und verfolgt eines diese seltsamen Ufos, die immer wieder durch Sektoren fliegen. Das ATF ist in seiner AI Neurose natürlich der Meinung, das es Spione der Terraformer sind und wollen alle möglichen Daten. Ergo sind Piloten mit schnellen kleinen Schiffen dazu verdonnert, diese Dinger unter allen Umständen zu verfolgen und Aufklärung zu betreiben.


Der Flug geht an Neptun vorbei...


Otto mochte diesen so unglaublich blauen Gasriesen immer. Sein Anblick zaubert immer ein Lächeln auf seinem Gesicht hervor.


Nun an Pluto und Charon vorbei in die Oortsche Wolke.


Otto wollte nun schon abdrehen...


Aber da bekommt er eine Alpha Order: Unbekannten Flugkörper so weit verfolgen wie nur irgend möglich. Vernichtung desselben bevor der Rücksturz zur nächsten Versorgungsstation erfolgt.


Mist!


Otto hat überhaupt keine Lust noch stundenlang hinter dem blöden Ding herzufliegen, aber man wird seinen Datenrecorder auslesen...


Also immer schön hinter dem Ding her...


Langweilig...


Zwei Stunden später...


Was zum...


Was macht das Ding denn da?


Es taucht in ein Wurmloch ein...


Otto macht die Waffen scharf.


Plötzlich bricht die Hölle los. Seine Anzeigen spielen vollkommen verrückt und das Schiff lässt sich nicht mehr steuern. Er reißt am Steuerknüppel, trampelt auf den Pedalen rum und stellt auf vollen Gegenschub. Aber das Schiff reagiert nicht.


Ottos kleiner Scout wird in das Wurmloch hereingezogen.


Es rüttelt heftig und er durchquert den Tunnel ohne zu wissen wo er rauskommen wird. Er nimmt sich vor nach dem Austritt wieder umzudrehen und den Durchflug in Heimatrichtung anzutreten.


Plötzlich ist er draussen, in einem Raumsektor, von dem sein Navigationssystem null Ahnung hat.


Na toll!


Aber Ottos Bedarf an Erforschung der unbekannten Weiten ist fürs Erste voll gedeckt.


Nix wie weg hier und zurück nach Hause!


Otto wendet das Schiff und ihm fällt die Kaulade bis auf die Knie, denn das verdammte Wurmloch ist weg! Es muss instabil oder künstlich gewesen sein...


Verflixt und zugenäht!


Jetzt hänge ich hier fest, denn einen solchen Sprungantrieb hat sein kleiner Scout nicht, Was mache ich denn nur? Nunja, viele Alternativen habe ich ja nicht. Ich kann hier bleiben und jammern oder das tun wofür das Schiff gebaut wurde: mich hier umsehen und versuchen zu überleben.


Mal sehen was der Gravidar so sagt...


Ah...


Da scheint es Raumstationen zu geben, Schiffe und...


...Sprungtore!


Ein Sprungtor hat er nur einemal gesehen, das Ding durch man damals die Terraformer aus dem Sonnensystem lockte, es führt ja seit dem nirgendwo mehr hin.


Aber die hier sind anders, es fliegen Schiffe rein und raus. Erstaunlich.


Otto durchquert vorsichtig den Sektor, aber niemand scheint sich um ihn zu scheren.


Schiffe und Stationen sind von absolut fremdartiger Bauweise. Ja, man erkennt sogar, das sie verschieden Kulturen entstammen müssen. Es wimmelt hier nur von Schiffen aller Größen. Ein geschäftiger Sektor, hier ist mächtig was los.


Otto fasst einen Entschluss...


er wird versuchen auf der riesigen zentralen Station zu landen.


Er fliegt darauf zu.


Plötzlich wird er angefunkt...


Ein seltsames Wesen, das irgendwie wie eine Echse aussieht spricht in an... auf neojapanisch!


Die Teladi grüsssssen Ssssie. Möchten Sssie auf der Handelsssstation dessss Teladiuntenehmssss landen und profitable Gesssschäfte machen, Argone?“


Was ist das für ein Wesen mit dem mächtigen Lisspeln?


Warum spricht er die Handelssprache?


Und warum nennt er mich einen Argonen? Ist das hier die Bezeichnung für Menschen?


Wie auch immer, ich sollte die Chance nutzen.


Ja, ich bin hier um zu handeln.“




Ssssehr ssschön. Ssssie haben Landerlaubnissss.“


Vielen Dank.“


Ihr Ssschiff isst nicht kompatibel mit den automatissschen Sssystemen der Sssstation. Sssie müssen manuell landen.“


Kein Problem.“


Wenn ich ihnen einen Tip geben darf. Bessssuchen Sssie doch unseren Ssschiffshändler, der hat immer interesssante Angebot im Programm.“


Gute Idee, ein einheimisches Schiff ist viel unauffälliger...


Das würde ich gerne als erstes tun.“


Ssssehr gut, dasss entsrechende Dock issst nun für Sssie freigegeben. Ssssteigen Sssie etwasss und dann ssssehen Sssie die Landebefeuerung.“


Ich sehe sie, vielen Dank“


Otto lenkt das Schiff routiniert in die Landebucht der Station. Er durchquert ein Kraftfeld und befindet sich nun in einem Landehangar der Atmosphäre hat. Die Schiffsysteme zeigen an, da sie atembar ist. Eine Landeposition ist erleuchtet und eine dieser Echsen winkt ihn herbei. Otto löscht seinen Datenlogger und verwischt alle Spuren die auf seine Herkunft im Schiffscomputer hinweisen.


Er verlässt sein Schiff und geht auf die Echse zu. Sie ist kleiner als ein Mensch und wirkt etwas hektisch.


Hallo. Ich bin der hiesssige Ssschiffsssagent. Ein interessssantes kleinessss Ssschiff, habe sssowasss noch nie gesssehen. Ich tausssche esss ein, gegen einen kaum gebrauchten Teladi Harrier. Ist ähnlich von der Grösssse.“


Den möchte ich mir mal anschauen.“


Natürlich, esss isst dasss Ssschiff in der Bucht rechtsss neben ihrem Ssschiff.“


Otto betrachtet kritisch das Schiff. Es ist in brauchbarem Zustand, hat aber Spuren seiner Nutzung und irgendwas stimmt damit nicht.


Da müssen sie aber noch etwas drauflegen. Sie bekommen ein neuwertiges Schiff mit interessanter Technologie. Haben sie noch andere Schiffe?“


Ich sssehen sssie ssind vonm Fach. Linkssss neben ihrem Ssschiff issst ein guter Sssplit Jaguar, ssschön schnell und ich lege noch 5000 Creditsss drauf“


Credits scheint die örtliche Währung zu sein... Cash kann man immer gebrauchen...


Otto inspiziert das Schiff. Schnittig das Ding, aber seltsames Material, sieht irgendwie verrostet aus... Aber der ganze Aufbau zeigt ein Schiff, das für den Krieg gebaut wurde. Genau das was ich brauche.


Ich nehme es.“


Ssssehr gut. Haben Sssie bereitss eine Kreditkarte?“


Nein.“


Macht nichtsss. Ich bin auch Vertreter der Teladi Credit Bank. Ich stelle ihnen eine ausss, macht aber 5 Creditsss Bearbeitungsssgebühr. Ihren Namen bitte.“


Danke, Otto Schmitz- Barmen.“


Erledigt. Hier issst ihre Kreditkarte und hier die Besssitzkarte für dasss Ssschiff. Vielen Dank und weiter immer profitable Gesssschäfte.“


Otto wacht abrupt auf, mann, er hat eine ganze Stunde gedöst.


Warum ist mir denn so warm und ich schwitze wie der sprichwörtliche Affe? Mal sehen was TGN so sagt.


TGN Raumwetter für diesne Sektor. Durch erhöhte Anzahl der Sonnenfackeln ist mit verstärkter Strahlung in allen Wellenbereichen zu rechnen. Ein Ende der Hitzwelle ist vorerst nicht in Sicht.“


Otto tritt vor die Klimaanlage die ratternd ihre Arbeit beginnt...


Fortsezung folgt
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Beitrag von 4of25 » 7. Okt 2018, 14:04

Der Weg ist das Ziel



Otto dümpelt weiter vor sich hin. Der Flug dauert echt zu lang. Irgendwas ist doch hier faul im Staate Dänemark, schießt es ihm durch den müden Kopf.



Moment mal...



16????



Nur 16!!



Otto kann es nicht fassen. Das Schiff fliegt mit maximal 16 durch den Sektor... Er muss sich mal die Triebwerke näher anschauen. Irgendwas stimmt da nicht mit.



Otto zwängt sich durch einen dunklen, öligen Schacht. Hier ist es wirklich nett, wie in der Sauna und stinkt mächtig nach Schmieröl. Und zunehmen sollte Otto auch nicht... In der Triebwerkskammer ist ein Chaos aus wild umher hängenden Kabeln, Leitungen und Bauteilen verschiedenster Herkunft. Irre, das so was überhaupt ein Raumschiff voran treiben kann.



Nach einiger Zeit wird klar was hier so gebaut, besser gesagt gebastelt wurde. Ein fröhlicher Mix aus Antriebselementen argonischer und teladischer Technologie. Das Triebwerk wurde völlig falsch konstruiert. Es kann zwar das vierfache Gewicht des voll beladenen Schiffes durchs All schieben, aber leider nur mit minimaler Geschwindigkeit.



Um dennoch akzeptable Marschgeschwindigkeit zu erreichen, hat der ausführende Edelbastler einen Split Nachbrenner im Dauerbetrieb angefügt, allerdings ohne die notwendigen Raumfliegen Bauteile. Um wiederum diesen Mangel zu kompensieren, wurde die Energiezufuhr um das Fünffache erhöht. Als nun Otto die Energieversorgung der Schiffssysteme deutlich optimiert hatte, ist der Nachbrenner(der bei den Split nur für kurze Boosts benutzt wird) natürlich durchgebrannt und jetzt irreparabel und ein für alle Mal im Eimer.



Mmmh...



Wenn ich bei den Split bin, sollte ich mal fragen ob sie noch ein Paar der alten Kaiman Triebwerke haben. Genau die Dinger, die so einen schönen roten Schweif ziehen und einen Frachter auf recht hohe Geschwindigkeit bringen können. Wäre doch gelacht wenn er nicht mit den Jungs ins Geschäft käme. Zurück ins Cockpit und ein wenig Schlaf, Zeit wäre ja genug vorhanden, es dauert eh noch Stunden bis die Landung am Ziel ansteht.



Er schaltet Radio Freelancer an.



„Wie jeden Abend um diese Zeit: Lilly Marlene“



Schon sind die Trompeten am Anfang mit ihrer unverwechselbaren Melodie zu hören. Dieses Lied und diese Tradition haben die Jahrhunderte überlebt. Und bei Otto bringt es alte Erinnerungen zurück.



Seine Zeit als junger Fähnrich auf dem berüchtigten Erdzerstörer „Kiel“ mit dem knorrigen und sehr eigenwilligen Kapitän Karl Kretzschmar. Das war ein Haudegen ganz alter Schule. Otto hatte den Gestellungsbefehl bekommen und meldete sich bei seinem neuen Befehlshaber.



Da war er nun, frisch von der Offiziersschule, ein junger, schneidiger Garde Kürassier in vollem Pomp dieses Eliteregiments. Goldener Helm mit Adlerfigur, Kürass mit Emblem, links ein Säbel und die unvermeidlichen hohen Reitstiefel – alles auf Hochglanz poliert. Eine harte Ausbildung hatte er hinter sich, aber nie ein Pferd gesehen...



Denn die Garde Kürassiere waren keine Operettentruppe für Staatsempfänge, sondern hatten einfach ihre Hafer fressenden Gäule gegen waffenstarrende Raumschiffe getauscht.



Klack. Die Hacken knallen zusammen und Otto entbietet seinem neuen Kapitän die militärische Ehrenbezeugung



„Melde mich wie befohlen, Herr Kapitän.“



„Gut, gut, nun ziehen sie aber mal den Arbeitsanzug an und richten sich in ihrer Kajüte ein. Kommen sie in einer Stunde in die Offiziersmesse, dann schauen wir weiter.“



„Jawohl, Herr Kapitän“



Klack und eine elegante Drehung auf dem Absatz und Otto verlässt erleichtert die Brücke. Ist gut gegangen, denn Kapitän Kretzschmar ist als manchmal schwierig bekannt.



Alarmsirene



Otto schreckt auf.



Oh.. Mist...



Ein Goner, so ein abartiger Psycho fehlt unserem Helden ja jetzt gerade...



Obwohl, mal sehen was FUP Steuerchip so kann...



Aha, Ziel bereits erfasst...



Entfernung 500



Näher will ich den Drecksack nicht haben: Feuer frei!



Zu Otto´s Erstaunen feuern die Türme des Frachters mit erschreckender Effizienz auf das Schiff des Bartträgers. Schuss um Schuss sitzt im Ziel, die Schildsysteme des Goners versagen...



„Jaaa, du dreckiger Misthund, jetzt kriegst du was du verdienst. Jetzt gib ich dir den Rest.“



Bummm



„Die intergalaktische Kopfgeldstelle schreibt ihrem Konto 8000 Credits gut. Vielen Dank für die Vernichtung dieses feindlichen Elements.“



Kopfgelder auf Goner?



Ach sie wissen ja noch nicht...



Mal ganz von vorn...



Die alten Kuttenheinis haben den großen Krieg mit der Erde nicht wirklich seelisch gut überstanden. Da ist einfach ein Weltbild zusammengeklappt und damit auch die Psyche der meisten Goner. Sie mutierten zuerst zu einer völlig irren Endzeitsekte und danach zu was viel Schlimmeren...



Unser Krämer war beim ersten ernsten Zwischenfall dabei. Dieser Tag hat sich für immer in das kollektive Gedächtnis der im Universum lebenden Spezies eingebrannt.



Otto war zu Geschäften auf einer der großen Stationen von Plutarch. Er hatte gerade seinen Einkäufe erledigt und verließ gut gelaunt die Mall, während er durch das Schott schritt kam ihm ein Goner entgegen. Er bewegte sich hektisch mit irrem Blick, schwitziger Stirn eilig zum Mittelpunkt der Verkaufsebene. Nun, nur ein Goner halt – die sind ja eh alle bekloppt. Es schlossen sich gerade die Panzerglastüren hinter Otto als das Unfassbare geschah.



Der Goner brüllte noch:



„Vernehmt unsere Botschaft!“



Dann sprengte sich der Irre in die Luft. Otto sah wie Blut und Körperteile der Besucher an die Scheibe schlugen. Als sich der Rauch legte war der Boden mit Trümmern und Leichen übersät. In der Mall war ein großer Kinderhort. Nie wird Otto die kleinen Ärmchen und Beinchen vergessen die überall verstreut herumlagen. In diesem einen Augenblick war für ihn klar, das er die Goner bis zum letzten Mann, eigentlich kann man solche Feiglinge nicht Mann nennen, jagen und töten würde. Und Otto war da sicher nicht der Einzige, aber es kam noch schlimmer...



Die Rettungskräfte stürmten gerade herbei um die Verletzten zu bergen. In diesem Moment stürzte sich ein mit Sprengstoff beladenes Gonerschiff auf die gläserne Kuppel, die sich wie ein gläserner Regenschirm über der Mall spannte und riss ein Loch in die Konstruktion. Der rasante Druckverlust saugte nun Helfer, Verletzte, Leichen und Trümmer ins All. Insgesamt waren an diesem Tag über 3000 Opfer zu beklagen und die Goner wurden für vogelfrei und zu Feinden der Zivilisation erklärt. Immer wieder bewiesen neue, perfide Anschläge der Goner, das sie zurecht zum Abschuss freigegeben wurden.



Fortsetzung folgt
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Beitrag von 4of25 » 10. Okt 2018, 14:20

Tempus fugit

Wie euch sicher aufgefallen ist, hat diese Story eine komplexere innere Struktur im Vergleich zu z.B. Ray Bangs, wo die Geschichte praktisch linear und Schritt für Schritt verläuft.

Bei Otto ist das aber anders, diese Story hat mehrere Erzählebenen/Zeiträume in der die das Leben unseres Hauptcharakters spielt. Allerdings wird sicher nicht jede Folge alle Ebenen haben, sondern nur die, die da gerade Sinn machen. Zählen wir mal auf:

Ebene 1
Ist die älteste Ebene, die Zeit bevor Otto durch das Wurmloch fällt. Otto ist hier z.B. Teil der ATF und des terranischen Militärs. Von den Spielen kann man das so auf X3Reunion einsortieren.

Ebene 2 
Diese mittlere Periode, beleuchtet die Zeit Ottos im X Universum vor dem großen Krieg. Also die X3TC/AP Zeit

Ebene 3
Das hier und jetzt in X4Foundations.

Ebene 4
Allerdings, es dürfte aufmerksamen Lesern bereits aufgefallen sein, wird in dieser Story noch eine alte Story endlich weitergeführt: Die Geschichte des FUP Konzerns - korrekt! Es wird sich erweisen, dass Otto immer wieder mit dessen finsteren Machenschaften zu tun hatte und haben wird. Denn FUP Konzern ist im Krieg nicht verschwunden...

So ich hoffe so einige Fragen beantwortet zu haben und viel Spaß noch mit Otto und seinen Abenteuern!
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Re: Die mirakulösen Handelsfahrten des intergalaktischen Kleinkrämers Otto Schmitz-Barmen

Beitrag von 4of25 » 2. Apr 2019, 18:46

Alte Freundschaft rostet nicht



Otto verfällt langsam in eine Art katatonischen Zustand...



Ist das öde...



Jetzt hat er schon zum 20sten Mal Solitär gezockt, ein Spiel das noch langweiliger wie die Sims ist. Es ist noch so endlos weit bis zur Splitstation und in der Ferne sieht er ständig Schiffe vorbei zischen. Ein wenig neidisch schaut er ihnen hinterher, bis die leuchtenden Antriebsspuren im Schwarz des Alls verschwinden.



Könnte er sich doch nur die Mitgliedschaft im ARFC leisten, da würde jetzt ein Schlepper ihn zum Dock ziehen. Aber, tja, so heißt es Geduld bewahren und ein wenig in den Tag hinein träumen.



Otto schläft ein und träumt von vergangenen, wilden Zeiten.



Er ist auf einer Boronenwelt – besser gesagt unter Wasser, in einem entsprechenden Tauchanzug. Er gleitet pfeilschnell durch das grünlich schimmernde Meer. Es geht durch einen dichten, chaotischen Wald von riesigen Unterwasserpflanzen die sich langsam in den sanften Strömungen hin und her wiegen. Dazwischen leuchten immer wieder Sonnenstrahlen wie Blitze aus purem Kristall auf.



Im Hintergrund zeichnen sich die typischen Kuppeln einer Boronenstadt ab.



Otto ist nicht alleine unterwegs, neben sich sieht er noch andere Gestalten, die scheinbar das gleiche Ziel wie er haben. Sie kommen ihm bekannt vor, genau wie dieser Planet und die Stadt. Moment...



Es ist die Wasserwelt Kristallmeer...



Und die Stadt hieß doch …



… Blubberbecken!



Blubberbecken war ein beliebter und berühmter Kurort für die boronische Königsfamilie. Aber das ist Geschichte wie die Stadt und die Meeresfauna in deren Umgebung. Der Planet hat sich in einen Friedhof verwandelt.



Diese Typen sind daran schuld...



Und Otto war einer von ihnen...



Spezialeinheit Z11 – Aktion Treibnetz



Schlagartig kehrt die Erinnerung zurück. Es war kurz vor dem letzten Krieg, die Spannungen zwischen den Völkern, besonders zwischen Argonen und Terranern, sowie zwischen Boronen und Split kochten auf dem Siedepunkt. Vor kurzem fanden Splitarchäologen Artefakte auf der zerstörten Heimatwelt der Split, die darauf hinwiesen, das das boronische Königshaus in die Vernichtung des Planeten verwickelt war.



Man kann sich vorstellen, wie es danach in der Clanversammlung zugegangen ist. Überall machten sich die Krieger kampfbereit und bemannten die Kriegsschiffe. Jeder Borone, der sich noch in den Splitsektoren aufhielt war ein Todeskandidat.



Allerdings mochte das Clanoberkommando im Zuge des heraufziehenden großen Kriegers jetzt keine Einzelaktion gegen die Boronen freigeben. Man wollte den Angriff auf die Boronen als Teil des Krieges durchziehen.



Ein mächtiger Clan gab sich damit nicht zufrieden und er hatte die Verbindungen um den Boronen, ohne eigenes Zutun, massiv zu schaden. Man lies den Draht zu einer im Geheimen operierenden Macht glühen, die dann den Einsatz mit einer Sondertruppe durchzog.



Mit der Spezialeinheit Z11.



Aktion Treibnetz



Aktion Treibnetz sah vor das die Spezialeinheit sah vor, das 5 Antimateriesprengsätze um die Stadt verteilt platziert werden sollten und diese nach Eintreffen einer Urlaubsgruppe des Königshauses gezündet würden. Zum Abschluss sollte noch eine Laboreinheit in das Meer versenkt werden.



Wozu eine Laboreinheit? Diese Frage haben sich damals alle gestellt und das Ding sah auch gar nicht danach aus. Aber da keiner unter ihnen wirklich Ahnung von solchen Gerätschaften hatte, kam niemand zu einem wirklich schlüssigen Endergebnis.



Was Otto immer wieder erstaunte waren die schlampigen und sehr durchlässigen Sicherheitsvorkehrungen der Boronen. Manchmal hatte er den Eindruck, dass die Sicherheitsorgane der Fischköpfe irgendwo in einer Art gewaltfreiem Lala Land zu leben glaubten. Die Typen machten sich absolut null Gedanken über Bedrohungen. Nach einer Theorie in der Truppe läge es an deren Biologie. Als Kopffüßer wachsen sie rasant, werden aber nicht alt und sie haben eine hohe Reproduktionsrate. Das Ergebnis ist dann eine unheilvolle Mischung aus Erfahrungsmangel und einer Gleichgültigkeit über den Verlust einiger Individuen - es reifen ja genug nach... leider nicht unbedingt mit gleicher Intelligenz und Begabung...



Kein Wunder, dass die Split sie einst derart verheerend schlagen konnten.



Da trafen eisenharte, von frühesten Kindesbeinen an trainierte Krieger auf die Teletubbies aus dem Winke Winke Staat. Ohne das Eingreifen der Argonen, wäre das boronische Königinnenreich Geschichte gewesen. Viele Gelehrte sind ja der Meinung, das es sich nur um einen temporären Aufschub handelt – der Untergang sei letztendlich unabwendbar. Die Fäulnis der Jahrhunderte in der das undurchsichtige Hofstaatssystem mit seinen täglich abertausenden, kleinen und größeren Intrigen vor sich hin modert und mehr und mehr die Kontrolle über das Reich verliert, paart sich ungesund mit einer allgemeinen, ausufernden Dekadenz der Gesamtgesellschaft der Tentakelträger.



Wer kann, drückt sich vor dem Militär und so besteht die Flotte aus Schiffen die mit den Leuten besetzt sind, die sonst kein anderes Auskommen fanden. Schlechte Bezahlung, erdrückende Bürokratie und durch den enormen Finanzbedarf des immer mehr ausufernden Königinnenhof mangelhafte Flottenbudgets, sorgen zusätzlich dafür, das die Schiffe veraltet und mies gewartet sind. Von der allgegenwärtigen Korruption, selbst kleinster Amtsinhaber, wollen wir hier ja gar nicht erst reden. Die Boronen nähern sich dem Abgrund und geben noch mal richtig Vollgas...



Das Einzige was die Boronen als Volk retten könnte, wäre eine gepflegte Revolution, die die inkompetenten Machteliten davon fegt. Aber Boronen sind auch dazu offensichtlich nicht imstande.



So war es auch für Otto und seine Kollegen eine ganz leichte Nummer ihren Plan durch zu ziehen. Sie warteten ganz ruhig im Orbit ab, bis das königliche Schiff gelandet war und zündeten dann die Sprengköpfe. Das Ergebnis war eine gigantische Unterwasserdetonation, die Teile des Meeres sogar bis in den Orbit schleuderten, die heute einen Ring aus Eispartikeln bilden. Die Stadt war weg und die Auftraggeber zufrieden.



Mit einem hatte Otto übrigens völlig recht, das Ding, was sie noch nach der Explosion abwarfen war keine Laboreinheit war...



… es war eine Biowaffe, die ganz gezielt nur Boronen tötet. Aber das erfuhr Otto erst viel später. Wundern tat es ihn nicht, denn er kannte seinen Chef. Was heißt hier kennen, gesehen hatte er ihn nie, nur diese Stimme...



...eine Stimme die so kalt war, das Otto das Blut in den Adern gefror, jedes mal wenn er sie hörte.



„Hallo alter Freund.“



Nein, was für ein seltsamer Traum, jetzt höre ich schon diese Stimme!



„Hör auf, herum zu pennen, auf Wache schläft man nicht.“



Bitte? Otto reibt sich die Augen und räkelt sich aus dem Pilotensitz.



„Nun, ist unser Dornröschen endlich wach?“



Der Bildschirm ist dunkel. Ach ja, gesehen hat ihn ja noch niemand.. zumindest niemand der noch Lebensfunktionen hat... Aber eigentlich möchte Otto gar nicht Wissen wer da wirklich mit ihm spricht, er hat immer gut bezahlt und Bonusse gab es auch. Otto hat damals mit den Jungs echt eine heftige Zeit erlebt.



„Gut das du noch lebst. Aber so alte Kämpfer sind halt zäh, nicht wahr?“



Otto hat sich wieder gefangen, der Typ meldet sich nie ohne Grund.



„Von Ihnen hatte ich nur gehört, das es die Firma nicht mehr gibt.“



„Gewäsch. Ich habe mich nur eine Zeit zurückgezogen, um einige Dinge vorzubereiten. Der Firma geht es gut.“



„Denke ich mir. Wenn es ein Verein schafft stärker aus dem Chaos hervorzugehen, dann ist es FUP.“



„Richtig, wir haben eine Menge Waffen und Munition verkauft, leider hat das Nahrungsmittelgeschäft etwas gelitten, aber du hast ja vor, dass wieder etwas in Schwung zu bringen.“



„Ja, damit ich ein paar schöne neue Triebwerke kriege. Leider findet man ja heutzutage für die Fleischeinlage keinen Rohstoff mehr.“



„Ach was, die Zuchtanlagen sind heile und voll in Betrieb, ich habe sie nur in andere Sektoren verlegen lassen. Die Boronen selber haben sich einfach nur versteckt, die feigen Lumpen, trauen sich nicht aus ihren Sektoren, ich werde sie bald auffliegen lassen. Aber zuerst solltest du dich wieder mit alten Freunden erneut bekannt machen.“



„Da bin ich ja auf dem Weg hin. Aber das kann noch dauern.“



„Nanu, was sehe ich denn da, du hast ja eine ARFC Mitgliedschaftsrate!“



„Ich? Ich habe noch nicht mal die Credits für die einfache Mitgliedschaft.“



„Doch, doch. Es ist sogar schon ein Schlepper für dich unterwegs.“



„Mann, vielen Dank. Ich dachte ich verschimmele hier noch.“



„Und den Splitingenieuren habe ich eine für dich sehr interessante Triebwerksausführung gesendet. Natürlich nach guter alter Splitsitte mit Raumfliegen und schönem roten Triebwerkschweif. Da wird dein Kasten zum Rennpferd.“



„Danke! Was kann ich im Gegenzug tun?“



„Da spricht der Ehrenmann, selten in diesen Zeiten. Trifft sich gut, dass du nachfragst. Ich möchte, dass du weiter den Krämer spielst und hier und da Dinge besorgst oder Informationen unauffällig einholst. Mit der Tarnung denkt sich keiner was dabei, es gibt ja nach dem Untergang vieler großer Firmen mehr Unabhängige wie dich.“



„Kein Problem, vor allem wo ich bald wieder Schub habe.“



„Genau. Ich melde mich, viel Spaß bei den Split. Die Saufen und prügeln sich wie eh und je. Bis bald.“



Weg ist er, denkt sich Otto. Aber er ist froh diesen wichtigen Kontakt wieder zu haben. Die Zukunft sieht schon viel besser aus!



Und da kommt auch schon der Schlepper!



Fortsetzung folgt
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